Dschungelabenteuer


Wir hatten bereits vieles gesehen auf dieser kleinen Insel La Digue. So waren wir denn entschlossen, mal noch eine Wanderung zu unternehmen. Die Südumrundung zum Strand Anse Marron soll abenteuerlich sein. Im Internet steht allerdings überall, man  soll/muss diese Tour unbedingt mit einem Guide machen. Schon diverse Touristen hätten die Nacht im „Dschungel“ verbracht, weil sie den Weg nicht fanden…



Doch Peter ist nicht so der „Gruppen-Typ“ und geht lieber alleine los und in seinem Tempo! 



Er hat schon in verschiedenen Länder bereits x mal bewiesen, dass er ein guter Guide ist. Das können und würden auch unsere Kinder bestätigen. 



Das Wetter am nächsten Tag sollte bewölkt sein. Also eigentlich tiptop geeignet für eine Wanderung. So bereitete er sich vor, suchte die Tour auf dem App Komoot, lud sie aufs Handy für den Offline-Gebrauch und studierte die Gezeitentabelle (an einer Stelle muss man durchs Wasser, idealerweise bei Ebbe). Wir packen 3 Liter Wasser ein, ein Baguette und los gehts. Die Stirnlampe kam zu guter Letzt doch auch noch mit. Man kann ja nie wissen…🤷‍♀️



Der „Weg“ geht öfters über und unter Felsen durch, es ist also nicht wirklich ein Weg ersichtlich und es gab auch keinerlei Markierungen… 



Ziemlich zu Beginn der Tour überholten wir an einem Strandabschnitt die einzigen Leute, die unterwegs waren. Ein Guide mit 6 Touristen. Als wir den Einstieg in den „Felsenweg“ suchten, kommt er uns nach und redet uns in Gewissen: Was wir genau wollen?  fragte er uns. 

Als wir ihm erklärten, was unser Vorhaben sei, meinte er: „Wir seien da falsch, dies sei nicht der richtige Weg! Und sowieso! Diese Tour dürfe man nicht ohne Guide machen. Zu gefährlich! Erst gerade wieder musste man um drei Uhr Nachts Touris rausholen… Er schlug also vor, dass wir uns ihm für 45 Euro pro Person anschliessen. Aber natürlich müsste er zuerst seine Gäste fragen, ob das für sie ok sei.“

Er gab sich wirklich Mühe, uns einzuschüchtern und wirkte dabei etwas verärgert. Wahrscheinlich spürte er unser Zögern. 

Er hatte es zwar geschafft, uns zu verunsichern, doch schlugen wir sein grosszügiges Angebot (die andern Gäste hatten schliesslich 50 Euro bezahlt!) dann doch aus. Jetzt war nicht mehr gut Kirschen essen mit ihm. Er bläute uns regelrecht ein, dass wir ihnen jaaa nicht folgen dürften! ☝️🤨



Nun waren wir doch ein wenig eingeschüchtert und liessen sie vorgehen. Wir setzten uns am Strand auf einen Stein und warteten sicher eine halbe Stunde. Wir wägten in dieser Zeit ab, was wir nun machen sollten. Je länger wir über das soeben Erlebte nachdachten, desto mehr empfanden wir diesen Guide als sehr aufdringlich und unfreundlich. Wir machten ja nichts Verbotenes! 

So kamen wir zum Schluss, dass wir es doch wagen wollten. Schliesslich sind wir ja gut vorbereitet und haben auch genügend Zeit und könnten jederzeit umkehren. 



Klar, dass der Guide lieber 90 Euro dazu verdient hätte. Es ist halt wahrscheinlich schlecht für ihr Image, wenn dahergelaufene „Möchtegernexperten“ diese Tour alleine machen können. Und die Guides müssen dann die Touristen wieder retten, die irgendwo „stecken geblieben sind“, weil sie die Warnung nicht ernst genommen haben. 



Nun, wie gesagt, wir glaubten gut vorbereitet zu sein. 


So starteten wir nach genügend Abstand zur Gruppe den 2. Versuch, den „Eingang“ in den „Felsenweg“ zu finden. 


Nach einigem hin und her, vor und zurück kamen wir zum Schluss, dass es tatsächlich durch diese enge, niedrige Felsspalte zu klettern galt. 



Ja, zugegeben, es war nicht ganz ohne! Die Felsen sind zum Teil sehr hoch und es hat metertiefe Spalten dazwischen. Es brauchte mancherorts Überwindung, den Fuss von einem Felsen auf den andern zu setzen. 


Nein nein, keine Angst, kleiner Krebs! Ich nehme Dir Dein aufgeweichtes Guetzli nicht weg! Wir haben schliesslich ein knuspriges Baguette dabei. 



Weiter gings durch den Wald, über Wurzeln und unter Geäste hindurch. Teilweise zeigten uns Fussabdrücke im Waldboden den Weg oder weggeworfene Kokosnüsse. 


Jedenfalls würde man ohne Navi effektiv schnell mal verloren gehen, das realisieren und anerkennen wir. 




Bevor wir zu diesem wunderschönen menschenleeren Strand, dem Anse Marron, runterklettern…



…essen wir unser „knuspriges“ Baguette! 😅 Bei dieser Luftfeuchtigkeit bleibt das allerdings nicht lange knusprig! 



Wir genossen ein Bad im kristallklaren Wasser und gingen weiter. 



Um die nächste Kurve, resp in der folgenden Bucht holten wir die Gruppe ein, die hier eine Badepause machte. Und schon kommt der Guide wieder z‘gumpe und will uns verärgert vorwerfen, wir seien ihm gefolgt. Ja, er drohte uns schier, das hätte noch ein Nachspiel. 

Es darf einfach nicht sein, dass jemand ohne Guide diese Route machen kann… Wir liessen uns nicht auf einen Streit ein und setzten unsere Wanderung schnell fort. Wohl besser, wenn WIR voran gingen. 



Nachdem wir - wieder nur dank Handy - den Einstieg in das grüne Dickicht geschafft hatten, konnten wir nun einem schmalen Weg folgen.



Doch dieser Weg endete dann plötzlich vor ziemlich grossen Felsen, über die kein Klettern mehr möglich war. Aha, das muss der beschriebene Punkt sein, wo es eben drauf ankommt, dass man nicht bei Höchststand der Flut, sondern bei Ebbe vor den Felsen durch muss. 



Jetzt konnten wir auslesen. Entweder warten, bis totale Ebbe ist oder einfach durchs Wasser waten. Wir entschieden uns für Zweiteres.



Wir haben die Tour geschafft! 💪😁

Aber eben, man muss ehrlicherweise sagen, ohne Handy und Komoot wärs tatsächlich sehr schwierig bis unmöglich gewesen und wir hätten den „Weg“ wohl nicht gefunden. 

Wir haben ja Verständnis für den Guide…😉


Zum Schluss mussten wir der Strasse entlang wieder „zurück“ laufen zum Ausgangsort, wo unsere Velos standen.



Mit den Velos pedalten wir wieder zurück zum Hotel. Dort war düschelen und chic machen angesagt, um das verdiente Nachtessen zu geniessen. 


Es waren fantastische zwei Wochen! Ist schon herrlich, mal zwei Wochen lang nicht überlegen zu müssen, was man anziehen soll. Man braucht zu keiner Tages- und Nachtzeit weder lange Hosen noch einen Pulli. 
Trotzdem bin und bleibe ich ein Schweizer-Fan!
Egal wo ich hinreise und was ich in andern Ländern Schönes sehe, ich freue mich immer wieder auf die wunderschöne Schweiz! Wir leben hier einfach wirklich (auch) in einem Paradies. Und die vier Jahreszeiten empfinde ich als ein riesiger Segen und ein grosses Geschenk. Ich würde jedenfalls die unglaubliche Vielfalt und all die schönen (Schnee)Berge in unserem Heimatland sehr vermissen.


Trotzdem nützen wir den verbleibenden Monat noch aus und gehen ziemlich sicher nächste Woche wieder mit unserem VW T6 on Tour. So wie’s momentan aussieht Richtung Italien…

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Kommentare: 1
  • #1

    Karin Bachmann (Donnerstag, 17 März 2022 21:36)

    Danke für diesen spannenden und gut geschriebenen Beitrag.
    Die wunderschönen Fotos lassen mich von einem solchen Urlaub träumen.